1949

Auf Anregung des sogenannten Siedlervaters, Herr Richard Hohenner, Amtmann bei der Stadt Augsburg und Teilen aus der Bevölkerung, hauptsächlich aus Lechhausen und der bereits bestehenden Siedlung Hammerschmiede, wurden im Sommer 1949 Interessenten für eine Neubebauung im nord-westlichen Teil der Hammerschmiede eingeladen.

Daraus wurde nach einigen Besprechungsterminen eine Versammlung mit Gründung der Siedlung Hammerschmiede-West am 1. Juli 1949.

Es wurde eine geschäftsführende Vorstandschaft mit Leonhard Schoderer als 1. Vorsitzender, Alois Starkmann als stellvertretender Vorsitzender, Hermann Weber als Schriftführer und Max Ackermann als Kassierer gewählt. Als erste Revisoren wählte die Versammlung Pius Müller, Gerhard Beutner und Josef Lorenzer.

Nach Erstellung der Straßen- und Bebauungspläne im Gebiet westlich der alten Hammerschmiedsiedlung, in Verlängerung des Kastanienweges, mit etwa 50 neuen Siedlergrundstücken wurde zuerst mit dem Aushub für die neuen Straßen begonnen. (Fortsetzung Kastanienweg, Haselnußweg, Wacholderweg und Sonnenbachweg).

Die geleisteten Arbeitsstunden der Arbeitsgruppen wurden in einem Stundenbuch festgehalten für spätere Abrechnungsmöglichkeiten durch Bauführer Alois Starkmann.

Eine finanzielle Basis für das neue Siedlungsprojekt schuf Pius Müller, als amtierender Kassen- und Buchhaltungschef. In eine zunächst gemeinsame Siedlungskasse kamen als Grundstock die Anfangszahlungen von ca. 2000,- DM jedes Siedlungsteilnehmers.

Mittlerweile wurden die, bis zur Kiesschicht ausgehobenen Straßenzüge von der Stadt Augsburg mit genügend vorhandenem Bauschutt (Bombenschäden vom 2. Weltkrieg) gefüllt und von den Siedlern rolliert und eingeebnet. Viele, noch brauchbare Ziegelsteine wurden vorausdenkend beiseite geschafft.

Eine provisorische Gemeinschafts-Bretterhütte mit Lagerhalter Xaver Fanderl diente zur Aufbewahrung und Abgabe allgemeiner Baumaterialien und Arbeitsgeräte.

Eine Arbeitsgruppe der ersten Siedler übernahm die Herstellung von Zaunsäulen als Winterarbeit im Gemeindehaus der bereits bestehenden Siedlung Hammschmiede-Stamm. Diese wurden dann nach Bedarf zur späteren Grundsückseinzäunung von den Siedlern gekauft.

Inzwischen setzte das Stadtbauamt der Stadt Augsburg die Grundsteine der jeweiligen Siedlungsgrundstücke für Doppel- und Einfamilienhäuser.

In einer Besprechung über die weitere Entwicklung wurden an Hand des Siedlungsbebauungsplanes, unter Berücksichtigung der bis dahin geleisteten Gemeinschaftsarbeitsstunden, die ersten ca. 20 Grundstücke ausgesucht und festgelegt.

Ab jetzt begann mit Hilfe des Architekten Hartmann die Bautätigkeit. Eine Baufirma mit Bagger bot für 1,- DM pro Kubikmeter die Durchführung des Grund- bzw. Kelleraushubes an, was von den meisten Bauherren auch gewünscht wurde.

Einige erledigten die mühsame Arbeit des Aushubs selbst mit Pickel, Schaufel und Schubkarren unter Schwieß und auch unter Tränen.

Mit Errichtung der Schnurgerüste wurde der Neubau fixiert und die Kellerbankette eingeschalt und betoniert.

Eine spezielle Gruppe von Siedlern mit etwas Fachkenntnissen erstellte nun eine Art Baukastenschalung, bereitgestellt mit Leihgebühr von der Firma Frisch in Kissing. Diese Schalung war konstruiert in etwa für die 2 Baugrößen (beim Doppelhaus 8 x 8 m und beim Einzelhaus 8 x 10,5 m).

Das Betonieren der Kellerwände und teilweise provisorischer Kellerböden erledigte eine Arbeitsgruppe, vorwiegend aus Maurern und Bauarbeitern bestehend. Nach Einbau der Kellerdeckenschalung erfolgte die Herstellung der Decke mit Einlegen des Baustahlgewebes.

In der Zwischenzeit vermehrte sich die Anzahl der Siedler und weiteres Geld floß in die Gemeinschaftskasse. Eine Gruppe hatte nun den ersten Bauabschnitt erreicht und bewirkte damit die Auszahlung der ersten Hypthek von der Stadtsparkasse Augsburg. Somit konnte auch gemeinsam weitergebaut werden.

Die 1. Baugrupppe machte weiter mit dem Rohbau und eine 2. Baugruppe begann mit weiteren Kellern. Dies alles mit doch recht primitiven Mitteln, wie Schaufel, Schubkarre und einer einzigen Benzin-Betonmischmaschine. Der ganze Wasserbedarf wurde mit Handpumpen erbracht. In großen Mörtelpfannen wurde wochenlang nur Mörtel gerührt.

Die einzelnen Häuser wuchsen in die Höhe, eine Zimmereifirma setzte nacheinander die Dachstühle darauf und bald konnten die ersten Richtfeste gefeiert werden. 2 Flaschen Bier gab es für alle, mehr war wegen des knappen Geldes nicht drin.

Nun kam eine weitere Kraftprobe für alle dazu. Der Bau einer Wasserleitung durch die Stadtwerke Augsburg. 1,80 m tiefe und 80 cm breite Gräben mussten gebuddelt werden, alle mit Hand und durch die ganze Siedlung. Da hat mancher nachts im Traum weitergebuddelt und wachte mit Angstschweiß auf.

Eine weitere Zusatzarbeit war für jeden Einzelnen die Herstellung der notwendigen Abortgrube und danach der Innenanstrich mit Teerfarbe. Es bestand akute Vergiftungsgefahr.

Unter Anleitung eines gelernten Dachdeckers bildete sich eine schwindelfreie Arbeitsgruppe, welche die Siedlerhäuser fachgerecht eindeckte.

Einige Siedler zogen dann auch schon in die Kellerräume ein. Sie sparten sich dadurch die bisherige Miete und waren auch näher an ihrem Nebenarbeitsplatz. Wegen angeschlossener Öfen qualmte es aus Rohren, die nur provisorisch als Kamin aus den Kellerfenstern ragten.

Die Stadtwerke bemühten sich um die Verlegung der Anschlüsse der Wasserleitungen. Bis dahin mussten viele Kubikmeter Trink- und Waschwasser mit der Hand ausgepumpt und transportiert werden.

Die Auszahlung von vermittelten Staatsdarlehen ermöglichte dann auch den Weiterbau der Siedlungshäuser.

Durch den Fortschritt des Innenausbaues der einzelnen Häuser (vieles geschah in Form von Gemeinschaftsarbeit und gleichzeitiger Eintragung der Arbeitsstunden in das Stundenbuch, was dann nach Jahren entsprechend abgerechnet wurde) kam die Erlösung von den Provisorien und die Häuser hatten fließendes Waser und entsprechende Stromversorung.